Rede zum Volkstrauertag 2024

Als Ortsvorsteher von Fellingshausen begrüße ich Sie und danke Ihnen für Ihr Kommen.
Denn angesichts der jüngsten Entwicklungen sind das Erinnern an die Leiden und Folgen von Krieg wieder sehr wichtig, ebenso wie das Zusammenstehen gegen Hetze, Hass, Falschinformation und Gewalt als Mittel politischer Auseinandersetzung.

Als Kind habe ich noch auf Trümmergrundstücken gespielt, doch Krieg kennen wir hierzulande alle nur aus Filmen und Berichten. Wir sind kaum in der Lage, uns die Angst und das Leid vorzustellen oder gar zu begreifen.
Umso wichtiger ist es, sich diese Schrecken immer wieder vor Augen zu halten, um aus den Erfahrungen unser Vorfahren zu lernen.

Vor nunmehr 110 Jahren fiel der erste Schuss im 1. Weltkrieg;
vor 86 Jahren brannten 1938 in der Reichsprogromnacht die Synagogen;
ein Jahr später begann der 2. Weltkrieg.
Mit dem D-Day begann dann vor 80 Jahren das Ende des Nazi-Regimes von außen.
Im Inneren scheiterte 1944 das Attentat der Widerstandsgruppe um Oberst Graf Schenk von Stauffenberg.

Heute, 79 Jahre nach dem Ende dieses größten menschengemachten Desasters im 20. Jahrhundert,
gedenken wir einerseits all der Opfer von damals, aber auch all der nachfolgenden und aktuellen Opfer von Gewalt, Krieg und Vertreibung.
Zugleich aber müssen wir uns heute auch eingestehen, dass der dritte Weltkrieg mit neuen Formen der Kriegsführung längst begonnen hat.
In der äußeren Welt sehen wir den Kampf der Systeme um die Weltherrschaft.  

In der inneren Welt menschlicher Gedanken – dort wo Kriege beginnen, finden wir, entgegen aller Erfahrung, noch immer die verrückte Vorstellung, das „Böse“, das „Andere“ / die Anderen seien vernichtbar.
Erst wenn das „Gute“ – mit all seinen gezeigten Grausamkeiten und Opfern – gesiegt habe, wäre ein paradiesischer Zustand hergestellt.
Schon an diesem Paradox von Gewalt, die zum Frieden führen soll, erkennen wir den Unsinn solcher Vorstellungen.

Hilfreich wäre es, zu verstehen, dass Polaritäten wie „Gut“ und „Böse“, also die Bewertung, was gefällt oder nicht, lediglich eine notwendige Bedingung unseres Denkens und Benennens ist:
Immer wenn wir einen Unterschied machen, also einen Aspekt von allem, was da ist, aktiv in den Fokus rücken, erzeugen wir in unserer Wahrnehmung einen Vordergrund, etwas Hervorragendes, während zugleich anderes zum Hintergrund und weniger Bedeutsam wird.
Wir erzeugen Differenzen und Ambivalenzen, die tatsächlich nicht existieren und stellen sie als unversöhnliches „entweder-oder“ dar, statt das „sowohl-als-auch“ zu betonen.

Lassen sie mich als Beispiel anführen, dass alle Menschen genetisch zu 99,9 % gleichen sind; mit Bonobos und Schimpansen haben wir zu 98,7 % die geleichen Gene und selbst mit der Banane sind unsere menschlichen Gene noch zu 25 % identisch.
All die Unterschiede, die wir im Alltag der Menschen sehen, entstehen aufgrund unterschiedlicher Nutzung der Erbinformationen. Das wiederum hat mit Umweltfaktoren und Beziehungserfahrungen zu tun.

Der israelische Historiker und Autor Yuval Noah Harari schieb, Kinder seien wie flüssiges Glas, man könne sie ziehen, zu was man wolle, zu Atheisten, Christen, Moslems, Buddhisten, Kommunisten, zu Kriegern, Attentätern oder zu friedliebenden Menschen. All das aus Liebe. Zudem sei der Mensch das einzige Lebewesen, das an Fiktionen glauben kann, wie zum Beispiel an Götter, Staaten, Geld oder Menschenrechte.

Bei all den Unterschieden der zufälligen Herkunft, der Hautfarbe, von Glaubensauffassung oder sexueller Orientierung usw. können wir nur durch Zusammenkommen und einander kennenlernen entdecken, dass alle anderen Menschen sind, wie wir.
Im demokratischen Dialog lässt sich verabreden, auf welchen Grundüberzeugungen und nach welchen Regeln wir leben wollen – oder es wird diktatorisch verordnet und gewaltsam durchgesetzt.
Aber auch alles andere ist Teil eines unteilbaren Ökosystems, ohne dass wir Menschen nicht existieren können. Hierbei geht es oft um Ressourcen und Einflusssphären der Macht, statt um Gemeinwohl.

Heute, in verunsicherten Zeiten des ideologischen Individualismus, der Medien – und mit vielen düsteren Zukunftsprognosen, bröckelt der Zusammenhalt, der Austausch, das Miteinander, das Verbindende,
so dass die gefühlte Sicherheit schwindet.
Die Gruppe, die so denkt wie man selbst, kompensiert da, schafft ein Zugehörigkeitsgefühl, überwindet die Einsamkeit. So entsteht schnell ein „Wir“ oder „Ihr“, wobei das „Böse“ und die „Schuld“, für was auch immer, bei den Anderen verortet wird.

Dabei ist jede solche Diskriminierung, jeder Krieg eine Niederlage des menschlichen Geistes.
Allgemeiner gesagt, ist jeder Kampf ein verlorener Kampf.

Aus dieser Erkenntnis und wegen all der bedrückenden Schicksale, lautet die Botschaft auch dieses Tages wieder: „Nie wieder ist jetzt!“.

Ganz praktisch bedeutet das, Zivilcourage ist kein bloßes Wort, es ist das Lebenszeichen einer menschlichen Gesellschaft.
Das heißt: Keine Toleranz gegenüber Intoleranten, sich Aggressoren ohne Zaudern entgegenstellen; paradoxerweise manchmal auch mit Waffengewalt, um verabredete Grenzen durchzusetzen.
Es heißt aber auch, menschlichem Leid gegenüber nie gleichgültig zu sein und dort mutig einzuschreiten, wo Mitmenschen Hilfe brauchen.

Insofern ärgert mich das Generalisieren so mancher Politiker, die, nach schrecklichen Anschlägen auf unsere Lebensweise oder solche auf Andersgläubige, ganze Landsmannschaften kriminalisieren und den unsachlichen, spaltenden, wie demokratiefeindlichen Stimmen im Lande nachplappern.
Es gilt, genau hinzuschauen und entgegenzutreten, wenn Bürgerrechte ausgehöhlt und Menschenrechte mit Füßen getreten werden. Wir können den Frieden nur bewahren, wenn wir aktiv für ihn eintreten.
Das gilt in der großen Perspektive der Weltpolitik genauso wie im kleinen Rahmen unseres täglichen Lebens.

An dieser Stelle sei an den friedlichen Wandel, an die Wiedervereinigung Deutschlands und das Ende des Kalten Krieges vor 35 Jahren erinnert.

Aber, und da kommen wir auf die Wahrnehmungspsychologie oben zurück:
Es gibt nichts „Gutes“, ohne dass zugleich auch ein „Schlechtes“ mitentsteht – und umgekehrt!
Ohne den Zerfall der UDSSR gäbe es heute keinen Krieg in der Ukraine; ohne die Kolonialgeschichte und die Gräuel des Naziregimes gäbe es kein Israel und heute keinen Gaza-Krieg. usw. usw.

Lassen sie uns einander freundlich entgegenkommen;  lassen wir die Gespräche mit allen nicht abreißen.

Denn die Welt in der wir leben, muss immer wieder neu verabredet werden.
Das schon deshalb, weil jeder nur einen Teil von Ganzen sehen kann und nur ein Zusammentragen mehr Erkenntnis bietet. Ebenso funktionieren Fakten besser als Geglaubtes, um die Welt zu verstehen.
Echtes Begreifen hat dann noch mal eine andere Dimension.

Daher zum Schluss eine Überlegung des deutschen Theologen und Mystikers Johannes Tauler,
der um 1300 n.Chr. schrieb:

Wahrlich, wir sind und wollen und wollten
stets etwas sein, immer einer über dem anderen.
Darum aller Streit und alle Mühe: dass man etwas ist,
dass man groß, reich, hoch und mächtig ist.
Ein jeder will stets etwas sein und scheinen.

Aller Jammer kommt allein davon, dass wir etwas sein wollen.
Das Nicht-sein, das hätte in allen Lebewesen, an allen Orten,
in allen Leuten, völligen, wahren, wesentlichen, ewigen Frieden,
und es wäre das Seligste, das Sicherste und das Edelste,
das die Welt hat.
Aber niemand will daran, weder reich noch arm, weder jung noch alt.

Werden wir es versuchen?

Vielen Dank (Dr. Alfons Lindemann)

Foto: Wickipedia, Breitenbach-Haut-Rhin, Deutscher Soldatenfriedhof, Autor: BlueBreezeWiki

TSV Theatergruppe ausgezeichnet

Bereits 22 Stücke hat die Theatergruppe des TSV Fellingshausen seit ihrer Gründung 1999 in der Gaststätte “Zur Post” in Fellingshausen aufgeführt. Teils waren die Theaterstücke sogar selbst geschrieben.
Eine beachtliche Leistung für den kleinen Ortsteil, fand Torsten Denker, Leiter der VHS des Landkreises Gießen, während seiner Laudatio bei der Preisverleihung des Förderpreises “Kulturregion Landkreis Gießen”.
Hierbei hatte das Stück “Der verfluchte Baron” den mit 1.500,- € dotierten dritten Platz geholt.

Die über den Ort hinaus bekannten, immer gut besuchten Vorstellungen der Theatergruppe sind in der Regel den örtlichen Gegebenheiten, Anekdoten und Personen angepasst, so dass immer ein Bezug zur Region besteht. Gespielt werden die Stücke in Mundart.
Ein weiteres, deutlich hervorzuhebendes Merkmal dieser Vorstellungen, sind die Spendensammlungen für je einen guten Zweck, wie für eine in Not geratene Familie im Ort, eine soziale Einrichtung, den Kindergarten oder die Krebshilfe.

Bewerben kann man sich mit kulturellen Projekten für den Förderpreis unter: https://lkgi.de/kurturfoerderung/

Quelle: FacebookFoto oben: Lindemann

Flohmarkt auf dem Gnadenhof Fellingshausen

So sah es am 7. Juli 2024 eine halbe Stunde nach der Öffnung aus. In der Straße wurde dicht an dicht geparkt. Das Angebot war vielfältig, an einigen Standen gab es sogar Warteschlangen. Etwas ruhiger ließ man es im hinteren Teil des Grundstücks angehen. Im Gegensatz zu 2022 war der Garten für Aussteller und Publikum geöffnet, was gut ankam. Aber statt vieler Texte lassen wir lieber Bilder sprechen. Außer den ca. 90 Hühnern und einem Sack voller Kuscheltiere war das Tierleben während des Flohmarktes ausgesperrt.

Wenn ihr die Tiere des Gnadenhofes mal sehen möchtet, so müsst ihr euch vorher bei Katja Frey und Eric Brunner anmelden. Der Gnadenhof ist kein Zoo, es gibt also keine Öffnungszeiten. Besonders gerne gesehen sind Menschen, die richtig mithelfen. Möglichkeiten gibt es viele. Werfen Sie dazu einen Blick auf die Webseite:

Gnadenhof Fellingshausen.com

Unser Hof Bankkonto
Voba Wismar
DE31 6006 9976 0100 1911 32

Einige der ca 90 betagten Hühner – Foto Gnadenhof

Alle übrigen Fotos Eveline Renell und Winfried Senger

Der 600. Geburtstag des Wochenmarktes Fellingshausen am 4. Juli 2024

Geburtstag muss ja nicht nur 1x pro Jahr stattfinden. Einmal pro Woche geht auch.

Schon beim Näherkommen war einiges anders: Besonders viele Menschen, Begrüßung, zuprosten mit Wein von Rainer Rau, Luftballons und fröhliche Musik von Heinz Sawellion. Außerdem hatte das Wetter sich tatsächlich an den Wetterbericht gehalten. Dem trüben Vormittag war ab 15.00 herrlicher Sonnenschein gefolgt. Es herrschte eine fröhliche Stimmung.

Auf den obigen Fotos sind alle anwesenden Standbetreiber vertreten. Der Eier-und Kochkäsemann musste leider ein Bett im Krankenhaus hüten. Gute Besserung auch von uns! Das angekündigte Käsemobil aus Betzdorf bei Siegen hatte einige Tage zuvor einen Unfall und war noch nicht wieder hergestellt. Schade, aber vielleicht ein anderes Mal.
Nebenbei gab es natürlich viele Plaudereien.

Helmut Mattig begrüßte um 16.00 alle Marktbeschicker und die Jubiläumsbesucher/innen sehr herzlich. Außerdem gratulierte er dem Gemüse/Obststand zum 5jährigen und bedankte sich bei Edeka Falk und dem Marktfrauenteam, die diesen Stand jede Woche ermöglichen.

Unsere Bürgermeisterin Paticia Ortmann konnte an dieser Veranstaltung leider nicht teilnehemen, und auch die Marktbeschicker bauten um 17.00 Uhr ihre Stände ab. Musik gab es zur Freude der großen Tischrunde noch lange. Helmut Mattig organisierte noch für alle Familinpizzen. Um 19.00 Uhr war Schluss.

Familie Schneider in drei Generationen; Rüdiger weilt am Honigstand

Elsbeth am Mikrophon, Heinz an der Gitarre

Gehen Sie nicht ohne Abschiedsgeschenk! Links Jane Wagner und rechts Martin Waldschmidt, der Franz Gareis vertritt.
Mitte Friedesl Kuchenbar

Die nächste Einkaufsmöglichkeit gibt es am Donnerstag den 11. Juli … und an vielen weiteren Donnerstagen.

Damit das auch noch lange so bleibt, bedanken wir uns besonders bei den beiden, die den Markt mal ins Leben gerufen haben und ihm bis heute nicht nur treu geblieben sind, sondern jahraus, jahrein immer wieder Arbeit und Zeit dafür aufbringen:

Friedel Unermüdlich – Winter und Helmut Nie Matt – Mattig

Videos und Fotos: Eveline Renell und Winfried Senger

Wochenmarktteam Fellingshausen:

600. Wochenmarkt am 4. Juli 2024 in Fellingshausen

und 5 Jahre ehrenamtlicher Verkauf von Obst u. Gemüse ab 1. August 2019

Meine erste eigene Beteiligung mit Blumenzwiebelverkauf im September 2012

Sehr geehrte Marktbeschicker, Marktkunden und Marktbesucher.

Vor zwei Jahren, am 19. Mai 2022 konnten wir den 500.ten Wochenmarkt ab 17.oo Uhr etwas feiern, wir sagen bewusst „etwas feiern,

Es fing bei schönstem Wetter an – aber dann, aber dann!

denn ein Gewitter mit Sturm und Regen hatte unserer kleinen Feier, ehe sie richtig begonnen hatte, ein jähes Ende bereitet.


Nun, zwei Jahre später hoffen wir, dass am 4. Juli 2024 das Wetter sommerlich sein wird.

Für diesen Jubiläumstag planen wir zwei zusätzliche Angebote für unsere Marktkunden:
Ein umfangreiches Käseangebot der Fa. Kirschbaum aus Betzdorf
Eine Weinprobe (auch Weinverkauf) mit Herrn Rainer Rau (Weinrau) aus Bieber

Ab 16.oo Uhr gibt es Life Musik zur Unterhaltung mit Herrn Heinz Sawellion aus Krofdorf.

Man hört den Donner und kurze Zeit später ist es draußen dunkel (2022 gabs noch das Zelt)

Beim Verlassen des Marktes erhalten unsere Marktkunden und die Kinder ein kleines „Dankeschön“ in Form von Obst (Apfel und oder Banane)       
Das Obst wird gesponsert von unserem Marktunterstützer EDEKA FALK.

In Friedel` s Markt – Café gibt es an diesem Markttag eine Sonderverlosung von Wochenmarkt – Einkaufs – Gutscheinen (Lose sind erhältlich im Cafe`)

Ein besonderer Dank gebührt unseren Marktfrauen, die am 1. August 2024 schon auf 5 Jahre ehrenamtlichen Verkauf von Obst und Gemüse zurückblicken können. Dies ist oder war nur möglich durch die Hilfsbereitschaft von Herrn Christian Falk (EDEKA FALK), der uns wöchentlich mit frischem Obst und Gemüse beliefert.

Ein großes „Dankeschön“ an dieser Stelle an EDEKA FALK!

Dass unser kleiner aber lebhafter Wochenmarkt schon über 12 Jahre besteht, ist vor allem unseren treuen Marktbeschickern mit ihren sehr guten und marktfrischen Angeboten, sowie den treuen Marktkunden zu verdanken!

Aber wir vom Marktteam alleine könnten die wöchentlichen Aufgaben zum Funktionieren eines Marktes gar nicht leisten, gäbe es nicht die vielen Ehrenamtlichen, die uneigennützig im Wechsel mit Hand anlegen. Dafür sind wir sehr froh und dankbar.

Für die Zukunft wünschen wir uns, zum Wohle unserer Dorfgemeinschaft, den übrigen Ortsteilen von Biebertal und darüber hinaus, dass die Nahversorgung in Form eines Wochenmarktes noch lange Bestand hat. Denn:

 „Kaufe vor Ort – sonst ist es fort!“  oder   „Wer weiterdenkt – kauft näher ein!“

Wir wünschen einen schönen und erfolgreichen Markttag!

Ihr Marktteam: Jane Wagner, Petra Cohrt, Friedel Winter, Franz Gareis und Helmut Mattig

Fotos und Videos Winfried Senger

Sonnwendfeier 2024 – Der Festumzug

Mehr Bilder zum Sonnwendfeuer find Sie auf unser Nachrichten-Seite

Hier möchte ich, neben den Bildern vom Festumzug (ganz unten im Bericht), den Blick vor allem einmal auf die Mitmachfreude am Wegrand des Umzugsweges richten:

Auch am Dorfbrunnen, einer weiteren Getränkestation warteten die Zuschauer.

Oben im Bild: hören Sie den Dank für die Getränkespende am Landgasthof >Zum Dünsberg< … immer wieder beeindruckend!

Unten im Bild:
der gesamte Festzug im Vorbeimarsch
auf dem Dreispitz.

Fotos + Videos: Lindemann

Reden zum Volkstrauertag 2023

Guten Morgen,
heute Morgen beginne ich mit Danke.
Danke, dass die Fellingshäuser wieder so zahlreich an diesem Gedenktag zusammenstehen, um der Toten und Leiden von Kriegsopfern zu gedenken.
Danke an unsere Bürgermeisterin für ihre Mitgestaltung dieser Feier sowie an ihre Mitarbeiterinnen, für die Organisation; Danke zu Michael Bierschenk, der unserer musikalischen Begleitung heute sofort zusagte, Danke an unserem neuen Pfarrer Eibach, der hier für geistigen Beistand steht und “last but not least” Danke Steffen Balser der für unsere freiwillige Feuerwehr spricht.

Was ist Frieden?

Das ist das Thema unseres heutigen Nachdenkens.

Frieden wird definiert als ein heilsamer Zustand der Ruhe, der Abwesenheit von Störung, Aufruhr, Fehden und Selbstjustiz … und ganz besonders, als Abwesenheit von Krieg.
Frieden bezeichnet einen Zustand, in dem auftretenden Differenzen zwischen Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten auf der Basis von Einigungsbereitschaft, Rechten, Gesetzen und ohne Gewalt begegnet wird.

Im Alltag sind kooperatives Miteinander und Frieden nicht selbstverständlich, stolpern wir doch über allerlei Begehrlichkeiten, Missverständnisse, unterschiedliche Ziel- oder Wertevorstellungen oder Verwechslungen von früheren Erfahrungen mit aktuellen.
Insbesondere erfahrende Lieblosigkeit führt zu kompensatorischem Machtstreben und Missgunst in Bezug auf andere, die vermeintlich das bekommen oder haben, was man selbst gerne hätte.
Dabei folgen wir Menschen nicht dem, was ist, sondern dem, was wir glauben; also welcher Erzählung wir folgen. Zudem fokussieren und bestätigen wir die Ideologien und Vorstellungen, die wir kennen. So folgt unser Denken, Fühlen und Handeln dem, was wir – oft ungeprüft – subjektiv für glaubwürdig halten.
Dabei führen dann Gier wie auch Furcht zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.

Daher ist politische Bildung und Schulbildung so wichtig.
Wer die Vergangenheit nicht kennt, läuft Gefahr sie zu wiederholen. 1933 ist erst 90 Jahre und die Reichspogromnacht 1938 gerade mal 85 Jahre her; und schon wieder sind Menschen jüdischen Glaubens hierzulande bedroht. Man fasst es kaum!
Das was wir für wahr halten, müssen wir immer wieder aushandeln; müssen z.B. klären, was wir unter Frieden verstehen. Denn solange man sich nicht über eine gemeinsame Wirklichkeit und deren Toleranzgrenzen einigen kann, (wie derzeit auf der politischen Bühne) liegen Lösungen weit weg.
Daher ist es so wichtig, miteinander zu reden, sich kennenzulernen, Hintergründe besser zu verstehen, klare Abmachungen zu treffen und sich daran zu halten.

Frieden – gerade wo es in der Welt wieder knallt und brennt – beginnt bei uns selbst, in unserer Familie, insbesondere mit der Art und Weise wie Kinder aufwachsen, was Erwachsene ihnen mitgeben und wie wir unsere Nachbarn sehen und mit ihnen umgehen, an unserem Wohnort, in unserer Gesellschaft. 

Das Wort Frieden leitet sich aus dem althochdeutschen „friduab. Es bedeutetSchonung, Freundschaft“.
Wo wir können, gilt es daher, Fake Wahrhaftigkeit entgegenzusetzen und auf Hass mit Liebe zu antworten.
Das ist die große Errungenschaft der christlichen Botschaft, im Gegensatz zum alttestamentarischen “Auge um Auge, Zahn um Zahn.”
Letztlich aber sind diese alten Rache-Regeln immer noch aktiv. Die dunkle Seite der Macht ist verführerisch, da sich Zerstörung viel schneller und leichter realisieren lässt, als etwas aufzubauen und zu erhalten.
Und tatsächlich erleben wir aktuell, wie unsere Vorstellung und Hoffnung, dass letztlich alle Menschen in Frieden leben wollen, nicht mehr uneingeschränkt stimmt.
Menschenrechte, wie wir sie uns vorstellen, sind nicht in allen Teilen der Welt ein erstrebenswertes Thema.
Wir erleben, dass Regime Gewalt gegen die eigene Bevölkerung und die militärische Durchsetzung eigener Interessen, wieder als ein geeignetes Mittel der Politik erachten.
Staaten wie Russland und China z.B., aber auch viele rechtsradikale Parteien in Europa und in den USA arbeiten an einem Gegenkonzept zu Demokratie, Mitbestimmung, Toleranz (inclusive deren Grenzen), Freiheit und Weltoffenheit.

Erschreckenderweise zeigt sich inzwischen deutlich, dass die Ideologien sowohl der Hamas, der Mullahs im Iran, als auch die von Putin´s Russland auf die Vernichtung ihrer Gegner zielen.
Auch auf unseren Straßen werden die Morde der Hamas gefeiert oder relativiert.
Dabei ist das Thema “Endlösung” hier in Deutschland noch ganz nah.
Wir haben leidvoll erfahren, dass das kein guter Weg ist – für keinen.
Aber andere Akteure in der Welt sehen die Kosten-Nutzen-Rechnung mittlerweile anders.
Sie glauben an das “Recht des Stärkeren” und an Zyklustheorien von Aufstieg und Niedergang von Imperien. Dabei sehen sie die westlichen Demokratien im Stadium des dekadenten Verfalls und setzen darauf, dass sie irgendwann mit zu vielen Brandherden überfordert sein werden und in ihrer Wehrhaftigkeit ermüden.

Bei uns aber wird eine andere Geschichte erzählt:
In seiner Zeitenwende-Rede sagte Bundeskanzler Scholz; es gehe im Kern um die Frage, ob Macht das Recht brechen darf, ob wir es Putin gestatten, die Uhren zurückzudrehen in die Zeit der Großmächte des 19. Jahrhunderts – oder ob wir die Kraft aufbringen, Kriegstreibern Grenzen zu setzen.
Denn Erfolge solch gewaltvoller Strategie werden andere Aggressoren ermutigen, dasselbe zu versuchen!
Ohne gestoppt zu werden, wird Russland sein Machtstreben nicht auf die Ukraine beschränken, ebenso wie Aserbaidschan nicht mit Bergkarabach zufrieden ist oder das chinesische Regime die Ein-China-Politik verfolgt und bestimmte muslimische Akteure keinen Frieden mit Israel wollen.

Polarisierung, wie wir sie allenthalben beobachten können, macht Demokratien angreifbar.
Daher ist es heute wichtig zu verstehen und anzuerkennen, dass wir schon seit Jahren in einen anhaltenden Konflikt hineingezwungen sind, indem derartige Entwicklungen medial in den asozialen Medien unterstützt und verstärkt werden – mit Fake-Informationen, Hassparolen, aufputschenden Bildern und Verschwörungstheorien. Manche nutzen radikale, klerikale Glaubensthesen, andere benutzen nationalistische, rassistische, faschistische und antisemitisch Propaganda und hetzen gegen Wissenschaft. Zum Beispiel wird die Biologie von schwulen, lesbischen und queeren Menschen oder gleich die Evolution geleugnet.
Da gibt es ökonomische Abhängigkeiten, kriminelle wie staatliche Cyberangriffe, Attentate, Terrorangriffe, Söldnertruppen und offene militärisch kleinere oder auch existentielle Bedrohung und Auseinandersetzungen.

Dadurch werden die Grundlagen von Miteinander, Rechtsordnung und Welthandel, der Sinn von „Friedfertigkeit“ zersetzt, so dass der Welt droht, ins Chaos zu stürzen. Und das gerade jetzt, wo die Menschheit sinnvollerweise zusammenstehen müsste, da die Öko-, Ernährungs- und Wassersysteme vor drastischen Veränderungen stehen – durch Artensterben, Temperaturanstieg und Extremwetterereignisse durch Wind, Wasser und Feuer.

Zeitenwende bedeutet, dass wir vor einem notwendigen strukturellen Wandel stehen, der sich jetzt vor allem in unseren Köpfen abspielen muss: Frieden ist nicht selbstverständlich!
Frieden muss immer wieder errungen und verteidigt werden.
Und:
Heute gilt nicht mehr: Krieg oder Frieden: kein Krieg ist nicht mehr Frieden.

Wenn wir, unsere Kinder und Enkelkinder weiter in guten Zeiten selbstbestimmt leben wollen, kommen wir nicht umhin, unsere Werte aktiv zu verteidigen, Flagge zu zeigen und Gespräche zu suchen.
Wir dürfen den Lauten nicht die Macht geben, Worte und Werte zu verdrehen.

Lassen wir uns nicht entmutigen!

Vielen Dank
Dr. Alfons Lindemann


Rede Volkstrauertag 2023

Suchet den Frieden und jaget ihm nach!

Wir gedenken heute den Opfern beider Weltkriege. Wir denken an die Soldaten, die an der Front gefallen sind, an die unzähligen Menschen, die durch direkte Kriegshandlung getötet wurden, an die zahllosen Opfer, die durch das NS-Regime ums Leben kamen und an die Menschen auf der ganzen Welt, die durch Gewalt, Not und Elend ihr Leben ließen.

Aber vielmehr sind wir mit den Gedanken bei den Menschen, die aktuell von Kriegshandlungen betroffen sind. Wir erleben die Welt im Umbruch. Auf 5 von 7 Kontinenten herrscht Krieg.

Nachdem in den letzten 30 Jahren die Zeichen auf Abrüstung standen, flackern nun weltweit immer mehr Konflikte auf. Die russische Invasion in die Ukraine hat das Wertesystem der Welt komplett verdreht. Alte Freundschaften zerbrechen und neue Bündnisse entstehen. Die Welt wird neu verteilt.

Nur: wer sind dabei die Gewinner und wer die Verlierer? Und wird es überhaupt Gewinner geben, oder rennen wir mit offenen Armen in einen 3. Weltkrieg?

Wie können wir wieder Frieden schaffen in so unsicheren Zeiten?

Die als pazifistische Partei gegründeten Grünen fordern plötzlich Waffenlieferungen, damit die Ukraine ihr Recht auf Selbstverteidigung wahrnehmen kann. Hier sollen also Panzer und Gewehre den Frieden wieder herstellen. Kann dies gelingen?

Auf der anderen Seite können wir nicht zusehen, wie unsere Nachbarn überrannt und abgeschlachtet werden. Sie benötigen jegliche Unterstützung.

In diesem Zwiespalt gilt es abzuwägen. Und ich denke, dass die meisten unserer demokratischen Politiker sehr genau und mit Bedacht abwägen, wie die nächsten Schritte aussehen können, die zu Frieden führen. Demgegenüber gibt es aber auch einige, die mit Parolen und Worthülsen immer mehr Angst und Hass schüren.

Lasst uns lieber gemeinsam Wege zum Frieden suchen. Friede ist nicht selbstverständlich, er muss immer neu geschaffen werden. Friede wurde nicht im Mai 1945 für die nachfolgenden Generationen eingeführt, sondern muss heute mehr denn je erarbeitet werden. Ich rufe euch zu: Suchet den Friede und jaget ihm nach!

Denn jeder Mensch auf der Welt hat das Recht auf ein friedliches und glückliches Leben.

Schon Hans und Sophie Scholl schrieben folgendes in ihren Flugblättern der Weißen Rose:

Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen, die Demokratie, die konstitutionelle Monarchie, das Königtum usw. Nur eines will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder einzelne Mensch hat einen Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des Einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit, sichert. Denn der Mensch soll nach Gottes Willen frei und unabhängig im Zusammenleben und Zusammenwirken der staatlichen Gemeinschaft sein natürliches Ziel, sein irdisches Glück in Selbständigkeit und Selbsttätigkeit zu erreichen suchen.

Lasst uns nun zum Gedenken an die Opfer beider Weltkriege, und an die Menschen, die heute unter Kriegstreiberei leiden, die beiden Kränze nieder legen.

Denn selig sind die, die Frieden stiften.

Steffen Balser – Freiwillige Feuerwehr Fellingshausen

Rede zum Volkstrauertag 2022

Friedhof Fellingshausen und Andachtskapelle
Erinnerungstafel an die Vertreibung
Fliegergrab

Sehr geehrte Trauergemeinde, Frau Bürgermeisterin Ortmann, Frau Pfarrerin Kasemir-Arnold, Bernd Wießner als Pianist und Steffen Balser für die Feuerwehr und die Vereinsgemeinschaft Fellingshausen

Ich freue mich, dass hier in Fellingshausen die Tradition hochgehalten wird, dass wieder so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben. Damit ist der Volkstrauertag im nebligen November bei uns kein dunkler Feiertag, sondern immer wieder ein kleines Leuchtfeuer der Hoffnung.                             

Dieser Volkstrauertag ist mit seinen Reden ein jährliches Innehalten … und ein Gedankenaustausch.

Seit 2017 stehe ich nun hier …
und in jedem Jahr rückt Neues, das uns bedeutsam erscheint, in den Fokus der Aufmerksamkeit.

Auch in diesem Jahr bekräftigen wir: „Nie wieder Krieg“ – denn kein vernünftiger Mensch will Krieg, Zerstörung und Leid. 
Dennoch gibt es immer wieder alte Männer, die von der Weltherrschaft und einem Platz im Geschichtsbuch träumen.

Schauen wir uns die Biographien von Hitler, Putin, Xi Jinping oder Trump an, so sehen wir verletzte, gedemütigte Kinder, die groß tun und andere skrupellos mitleiden lassen. Auch sie wollen nicht alleine sein.
Daneben stehen Kriegsprofiteure, … doch weder Macht noch Geld sind Ziele, die Leben begünstigen.

Die Kriegs- und Flüchtlings-Leichenberge wachsen jedes Jahr.

Schon immer verstieß das gegen unsere Grundwerte.
Aber bislang waren das lediglich Bilder in den Medien.

Seit dem Krieg in der Ukraine jedoch spüren wir Auswirkungen:
Inflation, Geldentwertung, „Energiekriese“, Blackout-Phantasien, Rezessionserwartungen
unsere Komfortzone ist in Frage gestellt.

Unser Bundeskanzler spricht von Zeitenwende
und erhöht die Militärausgaben um 100 Milliarden Euro,
statt sie für Bildung und Forschung auszugeben.

So geht denn der alltägliche Krieg gegen uns selbst weiter.
Weiterhin gehen wir mit uns um, als seien wir Objekte, behandeln uns zum Teil sogar wie Ware … 
und schlimmer noch, gehen wir so auch mit unseren Kindern um,
statt sie als eigenständige Subjekte in ihre Vielfalt zu fördern.
Das schmerzt und hat ungesunde Folgen.

Wir sollten damit „aufhören“.

Im Sinne von Hartmut Rosa, dem Soziologen aus Jena, meint “aufhören” aber auch “zuhören, aufhorchen“,
um wieder in Kontakt mit uns selbst – mit unseren echten Bedürfnissen,
wie auch in Resonanz mit anderen zu kommen,
statt besser zu wissen, zu machen, zu rennen, atemlos, getrieben.

Insofern bin ich froh über das Bild der „Energiekrise“, die zum Nachdenken bringt,
denn die Krise mit der Energie hatten wir ja eigentlich zuvor mit unser Energieverschwendung.

Bis vor kurzem war in der Weltgeschichte Energiemangel normal.

Daher sind unsere Körper, insbesondere unser Gehirn, auf Energiesparen ausgelegt.
Daher fallen uns Veränderungen so schwer.
Oft wissen wir sehr wohl, was gut für uns wäre, … tun es aber nicht.
Denn Neuerungen stören unsere innere Kohärenz, bei der alles gut zusammenpasst. Das ist energiesparend!
Veränderungen aber sind anstrengend und energieaufwendig,  … bis ein neues Gleichgewicht (eine passende Anpassung) gefunden ist.

Seit der Zeit der Aufklärung in Europa wurde vieles leichter. Wir entwickelten ungeahnte neue Freiheiten und rasante Fortschritte in Wissenschaft und Technik – auch Militärtechnik.
Allerdings wurden dafür die in über 50 Millionen Jahren entstandenen fossilen Energien, binnen 300 Jahren in die Luft geblasen. 
Zwar hatte ein Teil der Menschheit, zumindest meiner Generation, mit dieser Fülle eine gute Zeit;
doch leider haben wir über das Effizienzdenken und die Ökonomisierung aller Lebensbereiche lange die Kosten für unserer Party ignoriert
und damit Realitäten geschaffen, die uns aktuell, … vor allem aber nachfolgende Generationen,
auf den Boden der Tatsachen zurückholen werden:

Über den Krieg und den Konkurrenzkampf der Systeme, dürfen wir unsere eigentlichen Probleme in der Welt nicht vergessen: Klimaentwicklungen, Überbevölkerung, Artensterben.     
Denn ökologische Gemeinschaften überleben zusammen oder nicht.
Europa ist die Region, die weltweit immer wärmer wird. 
So wird es, das ist jetzt schon klar, die Welt, wie wir sie kennen, für unsere Enkel und Urenkel nicht mehr geben.

Daher wünsche ich mir die baldige Umstellung auf Kreislaufwirtschaft.
Denn das kapitalistisch notwendige kontinuierliche Wirtschaftswachstum ist eine Illusion.
Wir müssen dringend aufhören, über unsere Verhältnisse zu leben.

Am Ende hoffe ich auf eine wirkliche Zeitenwende
von mehr Miteinander
und im positiven = faktenorientierten Denken.
Denn Kooperation und Altruismus sind menschlicher als Konkurrenzkampf.

Fotos: Lindemann